CONSUS Real Estate: Richtige Zeit, richtiger Ort
Der Immobilienentwickler segelt noch unter dem Radar großer Anleger. Mit wachsendem Geschäft und Upgrade an der Börse sollte sich das ändern.
Von Bernd Johann
Focus Money, 31.7.2019
Consus schafft das, was derzeit extrem gefragt ist: Wohnraum in Ballungsgebieten. Aktuell sind 65 Projekte im Volumen von fast zehn Milliarden Euro in Vorbereitung. „Die Nummer eins unter den Immobilienentwicklern in Deutschland“ sei man damit, unterstreicht der Vorstand stolz. Die Objekte gehen schnell weg. Das soll sich zunehmend auch in den Zahlen zeigen: Bis 2020 erwarten die Analysten gegenüber 2018 eine Umsatzverdreifachung und eine Gewinnexplosion. „Der Aktienkurs ist vor diesem Hintergrund viel zu niedrig“, meint Stefan Scharff, Analyst bei SRC Research. Als Kursziel sieht er mittelfristig rund das Doppelte des aktuellen Niveaus. Geschäft nimmt Fahrt auf. Für beides – die offensichtliche Unterbewertung der Aktie und ihr beträchtliches Potenzial – gibt es handfeste Gründe: Consus kam erst 2017 und dann als Gewerbeimmobilienspezialist an die Börse. Die Aktie ist so noch wenig bekannt, zumal sie nur im Freiverkehr in München und Frankfurt notiert.
Mit Erwerb der Berliner CG Gruppe und der Schweizer SSN Group und Verkauf des Gewerbebestands sattelte Consus dann auf Entwickler mit Schwerpunkt Wohnen um. Möglich machte das eine erfahrene Mannschaft mit Andreas Steyer (zuvor Demire und Deka Immobilien) an der Spitze. Bislang fiel die Gesellschaft zudem noch nicht mit hohen Erträgen auf. 2017, im Jahr des Börsengangs, gab es einen Verlust und 2018 trotz Umsatzsprung auf 615 Millionen Euro nur einen minimalen Gewinn. Die Zukunft sieht anders aus: Die Berliner bauten inzwischen eine Objekt-Pipeline von 9,6 Milliarden Euro in neun deutschen Top-Städten auf.
Jüngster größerer Neuzugang: die Benrather Gärten in Düsseldorf. Schwerpunkt dabei ist die Entwicklung von Stadtquartieren und von mehrgeschossigen Mietbauten. Dank starker Nachfrage gehen viele Objekte schon weit vor Fertigstellung weg, zuletzt etwa „Leipzig 416“ auf einem ehemaligen Eisenbahngelände der Sachsen-Metropole. Aktuell betrifft das ein Volumen von 2,7 Milliarden Euro. „Nahezu 30 Prozent des Entwicklungsportfolios sind so jetzt schon durch Vorabverkäufe abgesichert“, begeistert sich Fachmann Scharff – für ihn ein klares Zeichen für die Attraktivität der Consus-Pipeline. Künftige Erlöse und Gewinne sind so recht genau absehbar.
Für 2019 rechnet SRC Research mit 1,83 Milliarden und für 2020 mit 2,39 Milliarden Euro Umsatz. Gleichzeitig sollen die Erträge von 1,2 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 19,3 bzw. 96,9 Millionen Euro in den Jahren 2019 und 2020 steigen. Weitere Zuwächse dürften folgen. Von „beeindruckenden Schlüsselzahlen“ spricht Scharff mit Blick auf die bisherige Entwicklung im Jahr 2019. Vor Aufwertung. Consus kann sich dabei auf einen starken Partner stützen: 57 Prozent der Aktien gehören der Luxemburger Aggregate Group, einem internationalen Immobilieninvestor. Mit ihm arbeiten die Berliner eng zusammen. Ein Manko bleibt bisher die hohe Verschuldung von 2,4 Milliarden Euro bei stolzen acht Prozent Zins. Gelingt es dem Vorstand, wie angestrebt, beides abzubauen, wäre das ein weiterer Ertragshebel. Auch an der Börse steht die Aktie vor einer Aufwertung. Der Markt rechnet mit einem Wechsel des Handelssegments vom Freiverkehr in den Prime Standard. „Vielleicht noch 2019“, hofft Stefan Scharff. In dem Fall würde das
Papier auch für institutionelle Anleger kaufbar. Es spricht so einiges für die Aktie. „Wir bestätigen unsere Kaufempfehlung ganz klar“, unterstreicht SRC-Experte Scharff. Über den Haufen werfen könnte den Fahrplan allein ein deutlicher Zinsanstieg bei dem stark kapitalmarktsensiblen Entwicklergeschäft. Doch den haben die Notenbanken inzwischen auch offiziell abgesagt. Einen möglichen Mietdeckel erachtet der Vorstand nicht als Bremse. Consus sehe sich vielmehr als Teil der Lösung zur Entwicklung von zusätzlichem bezahlbarem Wohnraum, glaubt Vorstandschef Steyer fest an eine glanzvolle Zukunft.